Unser Wald

In der Natur fühlen wir uns wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.

Nietzsche

In der langjährigen Praxiserfahrung in unserem Waldkindergarten haben sich bestimmte pädagogische Ansätze und Methoden entwickelt. Im Folgenden wird erklärt, aufgrund welcher Überlegungen und Einstellungen und in welcher Form wir diese umsetzen.

Dem Freispiel wird im Kindergartenalter ein ganz besondere Bedeutung zugemessen. Die Kinder sind voller Aktions- und Spieldrang und sollen soviel Zeit wie möglich haben, um diesen mit ihren Spielpartnern ausleben zu können. Pädagogen empfehlen vier bis sechs Stunden ungestörte Spielzeit.

Der Waldkindergarten möchte dazu seinen Beitrag leisten und die Zeit der Kinder nicht zu sehr verplanen. Für das Freispiel ist die Umgebung entscheidend, denn diese bestimmt die Möglichkeiten und gibt Anreize und Impulse zum Spielen. Die ErzieherInnen entscheiden deshalb sehr bewusst an welchen Waldplatz oder wohin sonst sie mit den Kindern wandern. Während des Freispiels finden abwechselnd verschiedene Angebote statt.​

Freispielangebote decken je nach Thema oder Interesse der Kinder verschiedene Bereiche ab. Da gibt es die betreute Werkstatt zum Schnitzen, Hämmern, Sägen und Feilen, den Filzbereich, wo Pilze entstehen oder Schneckenhäuschen umfilzt werden, die Ytongsteinecke, in der mit Wasserfarben Kunstwerke entstehen, den Malbereich, wo mit Wachsfarben, Holzstiften, Wasser- oder Acrylfarben gemalt wird. In der Freispielzeit finden auch Sammelspaziergänge, Kräuterwanderungen oder Spurensuchen statt. Kennzeichnend für Freispielangebote ist, dass die Kinder selbst entscheiden, ob sie daran teilnehmen möchten oder nicht.

Die Fachkräfte nutzen die Freispielzeit auch, um wichtige Beobachtungen zu machen, z.B. was, mit wem und wie spielt ein Kind oder eine Gruppe, welche Interessen, Neigungen hat das Kind, welche Rolle hat es im Spiel etc. . Während dem Freispiel setzen die ErzieherInnen auch Aktivitäten mit einzelnen Kindern um, wie beispielsweise das Aushöhlen eines Kürbisses für das Lichterfest oder das Basteln von Klanghölzern aus Holunder.

Eng verknüpft mit der hohen Wertschätzung des Freispiels ist die Grundeinstellung, dass situationsorientiertes Handeln im Waldkindergarten immer Priorität haben muss. Es gilt Situationen, wie Naturerlebnisse und Gruppenprozesse aufzugreifen und zwar in dem Moment in dem sie passieren. Die pädagogischen Fachkräfte müssen fähig sein ihre Planungen des Tages zu ändern wenn spontane, nicht vorherzusehende Erlebnisse passieren, wie beispielsweise das Vorbeiziehen einer Schafherde oder eine plötzliche Wetteränderung.

​In der Natur und in einer Gruppe passieren viele wichtige Lern- und Erfahrungsmomente aus einer Situation heraus. Greift man sie auf und lässt die Kinder daran teilhaben, so lernen die Kinder in echten, emotionalen und transparenten Momenten.

Zum Beispiel bei der Begegnung mit den Tieren:
Die Kinder retten Regenwürmer von der Strasse. Warum kommen diese eigentlich immer nur bei Regen aus der Erde?
Die Kinder finden eine tote Maus. Woran ist sie wohl gestorben und was bedeutet es tot zu sein? Die Maus wird begraben und das Grab schön geschmückt.
Die Kinder entdecken Spuren von Rehen im Schnee und verfolgen sie quer durch den Wald.

Oder in sozialen Gruppensituationen:
Ein Kind versucht einen großen Ast zu seiner Spielstätte zu bringen. Alleine ist das nun leider nicht möglich. Also wird es die Hilfe von anderen Kindern brauchen. Die Kinder erfahren, dass sie gemeinsam mehr erreichen, dass man um Hilfe bitten kann und sie dann auch bekommt. Ebenso lernen die Kinder sehr schnell, dass sie z.B. auf der Slackline mehr Spaß haben, wenn sie gemeinsam agieren, aufeinander acht geben und miteinander abgesprochene Regeln einhalten.

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